Othello 2018

Marcs Liebling

Mit Mitte Zwanzig bereiste ich erstmals Kalifornien. In Napa Valley fühlte ich mich wie in einem Disney Land für Weinfreunde; ein langer Highway, der von Süden nach Norden führt, und links und rechts zahlreiche klingende Namen, perfekt gepflegte Weinberge und architektonische Highlights, die sich als Weingüter entpuppten. Ganz im Herzen dieses schmalen Tals liegt Yountville, dessen Gründer George Yount im frühen 19. Jahrhundert auch den Weinberg Napanook anlegte. Inzwischen wirkt hier Christian Moueix. Der Name kommt Ihnen bekannt vor? Dann hatten sie vermutlich schon mal einen Pétrus aus Pomerol in der Hand. Dieser legendäre bordelaiser Winzer keltert aus Napanook inzwischen Dominus (eines der ganz großen Namen in Napa, der jedoch viel Reife benötigt), den Zweitwein Napanook und das neueste Projekt Othello. Letzterer wird aus den weniger als zwanziger Jahre alten Reben gewonnen, wobei sowohl Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc als auch Petit Verdot zum Zuge kommen. Ein Wein, der duftet wie eingekochte Beerenmarmelade, gleichzeitig aber eine präzise Würze und einen Touch Muskatnuss aufweist. Das Tannin ist im besten Sinne des Wortes geschliffen, die Säure gibt allem Halt und der Nachhall ist lang anhaltend, komplex und mundfüllend. Auch wenn der Othello definitiv jünger zugänglich ist als seine großen Brüder, braucht dieser Wein das passende Pairing in Form von Rinderfilet mit Steinpilzen oder geschmorten Auberginen als vegetarische Variante.