Barolo – „der italienische König der Weine“
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Barolo gilt als der italienische „König der Weine“. Zu Recht, denn er begeistert mit außergewöhnlicher Eleganz und Tiefe.
Der Name Barolo stammt von einem kleinen piemontesischen Dorf im Nordwesten Italiens, rund eine Stunde Autofahrt südlich von Turin. Bekannter ist aber der Rotwein Barolo, der zu 100% aus der Rebsorte Nebbiolo d’Alba gekeltert wird. Mindestens 38 Monate Reifung hat ein Barolo hinter sich gebracht, bevor der fertige Wein in den Verkauf kommt, mindestens 18 Monate davon im Holzfass.
Wo kommt Barolo her?
Barolo ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung und darf ausschließlich für Nebbiolo-Weine verwendet werden, die aus elf Gemeinden am Langhe-Hügel in der Provinz Cuneo im Piemont stammen. Dazu zählen Barolo, Castiglione Falletto, Serralunga d’Alba, La Morra, Monforte d’Alba, Novello, Verduno, Grinzane Cavour, Diano d’Alba, Cherasco und Roddi. In Italien wird Barolo als DOCG bezeichnet, Denominazione di Origine Controllata e Garantita. Ein Barolo ist folglich immer ein italienischer Rotwein aus dem Piemont – jede andere Herkunft ist ausgeschlossen.
Insgesamt werden aktuell etwa 2.000 Hektar Rebfläche als Grundlage für die Barolo-Produktion genutzt.
Wie schmeckt ein Barolo?
Je nach Herkunft innerhalb der Barolo-Region gibt es deutliche Unterschiede im Geschmack des Weins. Westliche Gemeinden wie La Morra liefern elegante, duftige und weiche Weine. Östliche Gebiete wie Serralunga d’Alba oder Monforte d’Alba bringen kraftvolle, tanninreiche und wohl strukturierte Barolo hervor. Bodenarten, Höhenlage und Mikroklima prägen den Stil spürbar. So lässt sich der Ursprung eines Barolo häufig im Glas erkennen.
Grundsätzlich schmecken Barolo-Rotweine kraftvoll, komplex und trocken, geprägt von intensiven Tanninen und Fruchtnuancen. Typisch sind Aromen von Kirsche, getrockneter Rose, Teer, Gewürzen, Leder und erdigen Noten, die mit zunehmender Reife noch vielschichtiger werden.
Wie hat sich Barolo über die Jahre verändert?
Barolo hat sich im Laufe der Zeit bemerkenswert gewandelt – von einem einst restsüßen Wein des 18. Jahrhunderts zu dem trockenen, majestätischen Rotwein, den wir heute kennen. Im 20. Jahrhundert dominierten lange Mazerationen, große Fässer und eine jahrzehntelange Reife, wodurch Barolo erst nach vielen Jahren zugänglich wurde. Ab den 1980er Jahren brachten moderne Winzer kürzere Gärzeiten, kleine Barriques und einen fruchtbetonteren Stil ins Spiel, was Barolo früher trinkreif und geschmeidiger machte. Gleichzeitig sorgt der Klimawandel für früher reifes Lesegut, weichere Tannine und zugänglichere Jahrgänge, stellt aber Winzer vor neue Herausforderungen in den Weinbergen.
Heute zeigt sich Barolo vielfältiger denn je, denn viele Winzer kombinieren traditionelle und moderne Techniken zu einer harmonischen „goldenen Mitte“. Dadurch gibt es Barolos, die jung begeistern, ebenso wie solche, die Jahrzehnte lange Reifung verlangen. Für Weinliebhaber bedeutet das eine größere stilistische Auswahl und mehr Möglichkeiten, den eigenen Geschmack zu finden.
Kurz: Barolo hat sich verändert – ohne seine Identität zu verlieren.
Warum ist Barolo so teuer?
Barolo ist teuer, weil seine Produktion sehr aufwendig ist und strenge Regeln bei der Produktion eingehalten werden müssen. Darunter die Mindestreifezeit von 38 Monaten oder die niedrigen Trauben-Erträge, die die Menge reduzieren und die Qualität steigern. Zudem ist die Anbaufläche klein und in festen Grenzen definiert, kann also nicht frei vergrößert werden.
Nebbiolo wird praktisch nur im Piemont angebaut. Barolo verspricht auch deshalb eine größere Exklusivität, da die Rebsorte Nebbiolo d’Alba längst nicht so weit verbreitet ist wie Pinot Noir oder Cabernet Sauvignon.
Die hochwertigen Nebbiolo-Trauben fordern vor allem optimale Lagen, die begrenzt zur Verfügung stehen und entsprechend wertvoll sind. In diesen Weinbergen dürfen maximal 80hl/ha Trauben gelesen werden, also die Menge der Trauben muss reduziert werden, die Quantität der auf den Markt kommenden Weine wird dadurch automatisch reguliert, die Qualität angehoben.
Die internationale Nachfrage nach Spitzen-Barolo ist hoch, während das Angebot begrenzt bleibt. Dadurch ist das Preisniveau insgesamt sehr hoch.
Wie lange ist Barolo haltbar?
Barolo gehört zu den langlebigsten Weinen Italiens und kann je nach Qualität und Jahrgang oft 25 bis 35 Jahre reifen. Spitzengewächse aus Top-Lagen halten sogar 40 Jahre oder länger. Mit der Zeit werden die Tannine weicher, das Mundgefühl runder und der Wein entwickelt tiefere, erdigere und komplexere Aromen. Wichtig ist eine lagergerechte Umgebung mit konstanter Temperatur und Dunkelheit. Gut gelagerter Barolo belohnt Geduld mit außergewöhnlicher Eleganz und Tiefe.
Welcher Wein ist vergleichbar mit Barolo?
Es gibt einige Weine, die dem Barolo ähneln. Als erstes natürlich Barbaresco, der ebenfalls zu 100% aus Nebbiolo hergestellt wird und die gemeinsame Herkunft Piemont hat. Barbaresco entstammt einem Gebiet unweit östlich von Barolo, wo ein etwas wärmeres Mikroklima herrscht. Dadurch reifen die Nebbiolo-Trauben für Barbaresco etwas schneller. Barbaresco ist geschmacklich früher zugänglich, wirkt eleganter, fruchtbetonter und feingliedriger. Die klassische Nebbiolo-Aromatik verbindet Barolo und Barbaresco dennoch weiterhin.
Ähnliche Komplexität und Lagerfähigkeit wie ein Barolo kann auch bei anderen hochwertigen Rotweinen wie Brunello di Montalcino oder Pinot Noirs aus dem Burgund gefunden werden.
Trotz aller Vergleiche gilt: Barolo ist und bleibt ein unverwechselbarer, charakterstarker Rotwein – ein Original, das sich nicht nachahmen lässt.