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Primeur ist nicht gleich Primeur – Die frühe Verkostung


Französisch ist nicht umsonst die Sprache der Diplomatie, haben manche französische Worte doch zahlreiche Bedeutungen und lassen so einen großen Spielraum der Interpretation zu. Die wunderbare Weinwelt ist davon nicht ausgenommen und so kann es gelegentlich zu solch einer kniffligen Situation kommen, wie ich sie erst vor Kurzem erlebt habe.

Der Anlass war hochkarätig, die Weine großartig, die Gästeschar sehr aufgeschlossen für die Geheimnisse des Weins. Eine freudige Erwartung lag in der Luft, einige erstklassige Entdeckungen machen zu können. Doch als ich anfing zu berichten, dass ich im April eine Woche lang Primeur-Weine verkostet hatte, trafen mich Blicke, die Entsetzen, Mitleid oder pures Unverständnis signalisierten. „Dass es diesen Wein noch gibt!“, war einer der netteren Kommentare, ebenso die mitleidige Frage: „Wie kann man sich mit diesem Rotwein eine ganze Woche lang abgeben?“ „Dass Sie sich als Weinexperte mit solche Gewächsen befassen“, so schien mir so mancher Blick zu sagen. Ein klassisches Missverständnis, denn während ich bei den Primeurs an die jungen Spitzenweine des Bordeaux dachte, beispielsweise die Châteaux Mouton-Rothschild, Margaux, Lafite-Rotschild, Haut-Brion und viele mehr, meinten die Teilnehmer des denkwürdigen Dinners, ich hätte eine Woche lang Beaujolais Primeur probiert. „Vin primeur“ lautet der französische Begriff für Jungwein, seine Verwendung ist jedoch regional höchst unterschiedlich. Nicht nur von der Landschaft und den Rebsorten liegen in diesem Fall Welten zwischen dem Süden des Burgunds und dem Bordeaux.

Was versteht man unter einem Beaujolais Primeur? 

Alles begann im Jahr 1951, als sich die Winzer des Beaujolais eine Ausnahmegenehmigung sicherten, um ihren Rotwein als erste in Frankreich schon im Jahr seiner Herstellung verkaufen zu können. Anfangs fand der offizielle Verkauf am 15. Dezember statt, wurde später auf den 15. November vorverlegt und seit dem Jahr 1985 ist der dritte Donnerstag im November das unumstößliche Datum für den Verkauf dieses Weins. Zu Beginn waren es ein paar englische Snobs, die mit ihrem privaten Flugzeug nach Burgund flogen, um das Neueste des Neuen zu genießen. Und wie so oft im Leben, entwickelte sich aus diesem Upperclass-Zeitvertreib ein regelrechter Kult. Die Welt verlangte nach dem einfachen, aber eben frühen Tropfen und es gab regelrechte Wettbewerbe, wer in London, New York oder Tokyo den Wein als Erster anbieten konnte.

Führend auf dem Gebiet des Beaujolais Primeur war der Winzer Georges Duboeuf, der bereits 1953 die Weine auf diese Art und Weise vermarktete. Eine Sekunde nach Mitternacht brachen die Lastwagen der verschiedenen Weinhäuser des Beaujolais auf und lieferten sich eine regelrechte Rally, um als erste den Jungspund auszuliefern. Im Gegensatz zur klassischen Kohlensäuremaischung wurde so mancher Kunstgriff angewandt, um den Rotwein möglichst schnell abfüllen zu können. Das Ergebnis war ein intensiv aromatischer, fruchtbetonter Wein mit kraftvoll violetter Farbe, jedoch ohne Reifepotenzial.

Die Entwicklung des Beaujolais Primeur

Beaujolais wurde durch diesen Wein zwar weltberühmt, allerdings hat sich die Region damit auch den zweifelhaften Ruf erworben, nur einfache und schnell reifende Weine zu erzeugen. Der Ruf nach diesen unkomplizierten jugendlichen Tropfen war so groß, dass im Jahr 2002 der Anteil des Beaujolais Primeur mehr als die Hälfte der gesamten Weinproduktion der Region ausmachte. Inzwischen hat der Beaujolais Primeur stark an Bedeutung eingebüßt. In-Getränke wechseln eben.

„Primeurs“ haben heute hingegen eine ganz andere Bedeutung. Alljährlich zu Beginn des Monats April pilgern einige Hundert Journalisten und mehr als 5000 Weinprofis nach Bordeaux zu den legendären Primeur-Verkostungen. Auch hier geht es um die Jungweine, allerdings sind es Gewächse des vorangegangenen Herbstes. Sie haben in aller Ruhe ihre alkoholische Gärung, die aroma- und farbstoffauslösende Mazeration und die sogenannte malolaktische Gärung abgeschlossen, also die sekundäre Gärung, die als Folge den Abbau von Säure mit sich bringt. Die Weine reifen in der Regel schon seit einigen Monaten in den kleinen, 225 Liter fassenden Holzfässern, die als Barrique weltberühmt wurden.

Wie finden die Primeur Verkostungen statt?

Primeur-Verkostungen sind harte Arbeit, denn es geht um die Einschätzung des neuen Jahrgangs. Sind die Aromen, Gerbstoffe, Säure und der Alkohol ausgewogen, zeigen die Weine auffällige Ecken und Kanten? Welches Entwicklungspotenzial lassen die verschiedenen Muster erkennen? Schwenkend und schlürfend verkosten sich die Profis durch einige Hundert Weine, besuchen die berühmten Châteaux und machen sich ein Bild, das wenige Wochen später entscheidend für den Verkauf des Jahrgangs sein wird. Dann finden die Primeur-Verkäufe statt, ein Subskriptionskauf von Weinen, die erst zwei Jahre später auf den Markt kommen werden. Wer hier im wahrsten Sinne des Wortes den richtigen Riecher hat, kann einen zukünftigen Superstar entdecken, der zunächst in der Subskription noch erschwinglich sein mag, später aber immer wertvoller wird.

Autor/-in Markus del Monego

Sommelier-Weltmeister und Master Sommelier

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