Auf einen Wein mit... Carolin Spanier-Gillot, Weingut Kühling-Gillot

Vor ziemlich genau 200 Jahren hat sich die Familie Kühling-Gillot am Roten Hang niedergelassen und bewirtschaftet seither mit die besten Lagen entlang des Rheins und am Roten Hang. Der Fokus liegt ganz klar auf Riesling und Pinot Noir und die Steillagen werden seit jeher ökologisch bearbeitet, seit 2005 wurde die Bewirtschaftung auf Biodynamie umgestellt. 

Carolin Spanier-Gillot, die das Weingut seit 2006 zusammen mit ihrem Mann H.O.Spanier, Inhaber des Weinguts Battenfeld-Spanier und „Macher“ der Weine beider Weingüter, führt, ist überzeugt, dass die Arbeit mit der Natur die Reben nachhaltig stärkt und sie so besser mit dem sich verändernden Klima zurechtkommen. 

Der Erfolg gibt ihr Recht, die Großen Gewächse aus den VDP.GROSSEN LAGEN Hipping, Pettenthal, und Ölberg sind jedes Jahr hochbewertet und haben mittlerweile echten Kultstatus erreicht – und wir verstehen sehr gut, warum!

Carolin, war Ihnen schon als Kind klar, dass Sie Winzerin werden und das Weingut übernehmen?

Überhaupt nicht. Ich habe zwar immer mitgeholfen, zum Beispiel wenn ich aus der Schule kam und jemand bei Etikettieren oder Abfüllen fehlte, war klar, dass ich einspringe. In den Herbstferien war Traubenlese und ich habe immer meine Klassenkameraden zum Mithelfen akquiriert. Das war so schön und heute leider kaum noch denkbar.

Wie würden Sie die Philosophie vom Weingut Kühling-Gillot beschreiben?

Für uns ist das Wichtigste, im Einklang mit der Natur zu arbeiten – deswegen arbeiten wir seit 2004 ökologisch und seit 2005 haben wir auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Wir beschäftigen uns ganzheitlich mit Weinberg, neben gesundem Boden ist die Stärkung der Reben durch natürliche Präparate und Tees entscheidend. Und wir sehen die Ergebnisse recht deutlich, unsere Reben wachsen gleichmäßiger und kommen mit Hitze oder Feuchtigkeit besser klar als noch vor einigen Jahren. Unsere Weinberge sind unser Kapital, wir haben ausschließlich Lagen in VDP. ERSTEN und GROSSEN LAGEN und unser Ziel ist es, auf gesunden Böden und mit gesunden Reben die Einzigartigkeit der Lagen herauszuarbeiten und schmeckbar zu machen.

Was machen Ihre Weine aus?

Weil wir so arbeiten, wie wir arbeiten, vertrauen wir komplett auf die Natur – wir vergären mit spontanen Hefen, im Holzfass oder Stahltank, grobe Filtration, keine Schönung, nur minimale Schwefelzugabe bei der Abfüllung und dann geht es in den Reifekeller. Dem Wein die Zeit zu geben, optimal zu reifen, ganz zu werden, ist uns wichtig, daher kommen viele unserer Weine erst zwei, drei Jahre nach der Ernte auf den Markt. Bis dahin verbringen sie die Zeit in unserem neuen Reifekeller, den wir ganz bewusst als Naturkeller in den Berg gebaut haben. Optimale Bedingungen zu schaffen für unsere Weine, die ihre Herkunft, das Terroir und den Jahrgang erleben lassen, das ist unser täglicher Ansporn.

Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingswein von Kühling-Gillot und warum?

Das wechselt tatsächlich ständig und ist sehr von der Stimmung abhängig. Frühling/Sommer: da wechsele ich zwischen der Qvinterra Scheurebe und den Rieslingen hin und her. Mein momentaner Favorit: Oppenheim Riesling. Im Winter immer mal gerne ein Spätburgunder oder Chardonnay. Welche Personen haben Sie in Ihrem Leben bisher am meisten beeinflusst? In Sachen Empathie und Gastgebertum ganz klar mein Vater. In Sachen Wein mein Mann. Ich lerne jeden Tag von ihm.

Wie gehen Sie im Weingut mit der aktuellen Situation um? Denken Sie, dass Corona das Weingeschäft / die Art, wo und wie Wein getrunken wird, nachhaltig verändern wird? 

Die Situation ist nach wie vor angespannt. Die richtigen Entscheidungen zu treffen ist wichtiger denn je. Schön, dass die Natur unser Antrieb ist. In der letzten Zeit war aber auch viel Platz für Kreativität. Zum Glück haben wir seit Jahren einen Onlineshop, aber viel wichtiger war den Kontakt zu den Kunden zu halten. In unserem Newsletter haben wir die Privatkunden ganz ehrlich an unserem Leben teilhaben lassen und mit den Händlern und Gastronomen haben wir viele tolle und vor allem sehr offene Gespräche geführt. In der letzten Zeit mussten die Leute sich wieder dran gewöhnen häuslich zu sein und haben es meiner Meinung nach toll gemeistert. Es wurde wieder gekocht und der Wein wurde für zu Hause gekauft. Nun aber haben die Restaurants wieder geöffnet und ich bin mir sicher, dass die Wertschätzung für die vielen tollen Restaurants gestiegen ist und es jeder wieder genießt an einem schön gedeckten Tisch verwöhnt zu werden. Was ich natürlich hoffe, ist, dass die Wertschätzung in Sachen Wein für Regionalität, Nachhaltigkeit und Herkunft noch mehr steigt. Das ist unsere große Chance in der Krise.

Was ist Ihre größte Passion neben Wein?

Kochen und Freunde um mich herum haben.

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Winzerin geworden wären?

Ich bin mir sicher, dass ich in der Gastronomie gelandet wäre. 

Mit wem würden Sie gerne mal ein Glas Wein trinken und warum?

Tina Turner: Großartige Frau und ein Genussmensch

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

Nie mit leeren Händen gehen!